Umweltschäden recherchiert durch die BI

SvD/ Januar 8, 2012/ Umweltschäden/ 1Kommentare

Nach 34 Jahren Deponiebetrieb und dem Ablagern hochtoxischer Stoffe ist es einmal an der Zeit innezuhalten und Resumee zu ziehen.

Ist eine weitere Belastung der Menschen und der Natur zumutbar und können Politiker es verantworten gegen die Interessen der Menschen den Ausbau der Deponie und die Ansiedlung weiterer Müllindustrie voranzutreiben (MBA/ Verbrennung des Outputs/ Klärschlammtrocknungsanlage/ Technische Prozesse)?

Der sog. Altteil der Deponie stellt eine potenzielle Gefahr für die Umwelt dar Zitat aus dem Abschlußbericht des Bundesministeriums Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie (BMBF)1.6.1996 – 31.5.2000

Luft

Oberflächenwasser

Grundwasser

Boden

Auswirkungen

Luft:

-höchster Ozonwert bundesweit 253µm/m³ (Umweltbundesamt 10/2000)

-Blei+ Cadmium höchste Werte landesweit (Lufgütebericht 98/99 S.21 Tab. 15)

-höchste Ammoniumstickstoff und Sulfatschwefelfeinträge durch die Deponie 1998 +1999+2000(Monatsbericht zur lufthygienischen Überwachung Jan.-März 2001 LUNG)

-ca. 100 Mio. m³ Gas entweichen jährlich aus der Deponie, nur 20 Mio. m³ werden gefasst.Die in die Atemluft entweichenden 80 Mio. enthalten neben den extrem schädlichen Klimagasen wie Methan und C02 auch hochgiftige krebserregende Stoffe wie Vinylchlorid und Benzol.(Deponieüberblick 2000 vom März 2001)deponiegaso1 Gaszusammensetzung: Das sind die giftigen zum großen Teil krebserregenden Gase : Methan, Stickstoff,Chlor,Fluor, Schwefel, Silizium, Vinylchlorid(ca. 50mg/m³),Benzol(ca.14mg/m³), n-Hexan(ca.40mg/m³), 2,4-Dimethylpentan, n-Heptan, n-Octan, Dichlormethan, Trichlormethan, Trichlorethen(Spitzenwert 89mg/m³), Tetrachlorethen, cis-Dichlorethen,trans DCichlorethen, 1,1-Dichlorethan, Chlorethan,1,1 Dichlorethen, Chlorbenzol(meist < 0,5 mg/m³), Trichlorfluormethan,1,1,2Trichlorfluorethan, Dichlordifluormethan( ca. 20mg/m³) Schwefelwasserstoff, Propanthiol,1 Buthanthiol,Diomethylsulfid, Tiophen, Methanthiol,Toluol(Spitzenwert 1230mg/m³ Gas), Ethylbenzol, p,m-Xylol(Spitzenwert 680 mg/m³), o-Xylol( Spitzenwert 173 mg/m³), Cumol, 2,5 Dimethylfuran(< 2mg/m³), Isopropylehter(Spitzenwert 70 mg/m³) Formaldehyd ( Spitzenwert 0,2 mg/m³) Acetaldehyd( Spitzenwert 78mg/m³), Phenol, Ammoniak, Arsen, Phosphor, Cyanide(< 0,02 mg/m³).

Die Konzentration dieser Stoffe wird von den Fachbehörden nicht gemessen! Nach unseren entweichen pro Jahr mehrere Tonnen dieser Gase ungehindert. Diese Gase und deren Gestank führen bei Anwohner zu Übelkeit, Atemproblemen und Reizungen der Augenschleimhäute.

Mehrere Brände auf der Deponie mit Bildung toxischer Gase(z.B.: 22.9.1992)

1.Mai 2005: Brand auf der Deponie! Ein Brand auf der Deponie mit einer weithin sichtbaren Qualmwolke sorgt für Aufregung. Entgegen allen Vereinbarungen werden weder die Menschen in der Umgebung noch die Feuerwehren der Nachbarorte Selmsdorf und Schönberg informiert. Welche Schadstoffe entstanden sein dürften , ist nicht bekannt.Anwohner berichten allerdings von öl- und terrhaltigem Brandgeruch, so dass der übliche Hinweis, es habe nur Hausmüll gebrandt, sehr fragwürdig ist. Nebenbei bemerkt: Es ist mittlerweise belegbar, dass auf der Deponie auch Sonderabfälle brennen. Ob dabei mit Sicherheit entstehende Giftgase in Ihrer Zusammensetzung und Menge analysiert werden, können wir nicht sagen…….

April 2007: wieder brennt die Deponie. Selbst die Polizei darf den Brand nicht in Augenschein nehmen. Wieder wird die Bevölkerung nicht gewarnt. Vielmehr wurde in der Presse verbreitet, des hätte keinerlei Gefahr für die Umwelt bestanden. Intressanter Weise wurden sogar 2(!!) Mal Messungen vorgenommen. Allerdings brach das Feuer um 23.40 Uhr aus, die Messungen wurden 3 1/2 Stunden später vorgenommen.

Eine transparente Überprüfung der Luft ist nicht mehr möglich, da nach dem höchsten Ozonwert bundesweit die öffentliche Luftmessstation abgebaut wird und an den Schaalsee versetzt wird. Mehrere Beschlüsse des Kreistages Grevesmühlen und der Gemeinde Selmsdorf, gerade auch nach der epidemiologischen Studie (sog. Krebsstudie), die Luftmessstation ,sinnvoller wären 2 Stationen, eine im Luv und eine im Lee der Deponie, wieder zu installieren, sind bislang (Jan. 2012) vergeblich. Ein Appell vom Sommer 2011 der Gemeinde an den Ministerpräsidenten Sellering in dieser Angelegenheit im Sinne der Menschen vor Ort zu handeln, blieb bislang unbeantwortet.

Grundwasser:

48m³ Deponiesickerwassereintrag pro Tag (!) in den Untergrund (Geologisches Landesamt MV 1991)

Kontamination mit Chlorid in mehreren Meßstellen im Bereich der Deponie und ihrem Umkreis 1987-1988 eine Zunahme um den Faktor 10-15. Der Stoffeintrag ist deutlich im Zentrum des Deponiegeländes zu erkennen.

Bleikonzentrationen 1987- 1990 in 32 Fällen über dem Sanierungsrichtwert von 200µg/l mit dem Maximalwert von 7500 µg/l. Dies betrifft auch die Grundwassermessstellen P13, P17, P23 und P32 aus dem tieferen Quartär und P37 aus dem tiefsten Quartär.

Bohrung Hy Selm 99/87 in einer Tiefe von 235- 237 m(!) unter GOK 4,65 µg/l Hexachlorcyclohexan (Lindan).

Schlußfolgerung: Zusammenfassend läßt sich feststellen, dass Sickerwasserinhaltsstoffe im tieferen Quartär nachgewiesen worden sind.( Statusbericht GLA- MV Nov. 1991)

Es ist nicht auszuschließen, dass die Arsenkonzentrationen in den Verockerungszonen 15m- 37m unter GOK partiell mit Undichtigkeiten in der Deponiebasis in Zusammenhang stehen.

Messstellen 102 , 201,360 Vinylchlorid,Fluoranthen(PAK) in den Meßstellen 105 und 403 oberhalb der TVO

Messstelle 150 und 330 1- und 2- Metyhlnaphtalin Messstelle 63 und 202 Phenole oberhalb der Grenzwerte vom STAUN

Messstelle 170 2- Metyhlnaphtalin (BMBF Abschlußbericht)

Seit 1996 Messtelle 360 (Bockholzberg) Vinylchlorid, Benzol, LHKWSdeponiegaso5in hohen Konzentrationen mehrfach über dem Geringfügigkeitsschwellenwert der LAWA…..im Grundwasser der Messstelle 361 außerdem bei fast allen entnommenen Proben Nickel und Cadmium bestimmbar.“(BMBF Abschlußbericht)

S.21 “ ….eine Beeinflussung des Grundwassers in den Messstellen 150, 131 und 360 durch das Sickerwasser“S.22 „Im Abstrom der Deponie befinden sich Grundwässer (Messstellen 150,131,170 und 180)*, deren Borisotopenzusammensetzung durch Deponiesickerwasser beeinflusst wurde. Außerhalb dieser sickerwasserbeeinflussten „Fahne“der Messstellen 150,131,180 und 170 liegen Messstellen( 190,120,110,140), deren ð11B von etwa 2 0/00 keine Sickerwasserbeeinflussung vermuten läßt.“S.23 “ Aufgrund der Borisotopenverhältnismessungen und LCKW-Analysen kann im Wasser der Messstelle 360* ein Deponiesickerwassereinfluss angenommen werden.Niedersächsischen Landesamtes für Bodenforschung Dr.Gäbler 1999

Der Hydrogeologe Prof.Dr.Pegdecker von der Berliner Universität drängt im Janunar 2000 und Februar 2001 auf eine schnelle Sanierung.(vergeblich).Er wies auch darauf hin, dass die Geologie der Deponie, was zumindest die oberen Grundwasserleiter angeht, für einen Deponiebetrieb ungeeignet sind, wie der aktuelle geologische Schnitt eindrucksvoll belegt. Gut zu erkennen sind die in gelb gehaltenen Wasserleiter und die vielen Fragezeichen direkt unter dem Deponiekörper !QuerschnittDeponieAusschnitt

*alle Messstellen liegen südlich bzw. östlich der Deponie,die Fließrichtung ist gegen Schönberg gerichtet!

Oberflächenwasser:

1987 Jabsbekmündung Dassower See hohe Werte an :Chlorierten Kohlenwasserstoffe(AOX) Quecksilber, Cadmium, Blei, Arsen, Chrom, Nickel, Kupfer und Zink.

Stepenitz: 1984 Nickel 1985 Cadmium(LAWAKÜ)

1986 Selmsdorfer-/ Lüdersdorfer-/ Palinger Graben Belastungen mit Ammonium

1987 Sulfatbelastungen am Rupensdorfer Bach/Selmsdorfer-/ Lüdersdorfer- und Palinger Graben . Hohe Chloridwerte am 18.2.+ 19.3.1986 (DDR Messungen)

In der Wakenitz zeigen sich 1987 bei Rothenhusen sowie an der Eisenbahnbrücke kontinuierliche Anstiege des AOX- Gehaltes und von Chrom.( Messungen Lübecker Umweltamt)

2000: in jeder der 30 untersuchten Oberflächenwasserproben konnte AOX festgestellt werden. (Abschlußbericht BMBF)

2010: im Selmsdorfer Torfmoor wurden sehr hohe PH Werte oberhalb von 10 gemessen. Für ein Torfgewässer, das eher niedrige PH Werte aufweisen sollte, sehr ungewöhnlich. Auffällig ist, das besonders der Zufluss aus Richtung Deponie ebenfalls erhöhte PH Werte zeigte. Die informierten Stellen des Kreises sahen aber keinen Handlungsbedarf, obgleich das Gewässer vom örtlichen Angelverein genutzt wird und auch als Badeteich von Kindern in Anspruch genommen wird.

Boden:

Die unter Luftbelastung angegebenen Stoffe finden sich auch im Boden wieder. Der Boden im gesamten Umfeld der Deponie ist mit Blei, Arsen und Quecksilberbelastet. Dies wurde am Bohrmaterial der Grundwassermessstellen festgestellt.Desgleichen lassen sog. Verockerungszonen deutliche Beeinflußung auch tieferer Boden- und Wasserschichten durch Sickerwässer der Deponie erkennen. (BMBF Abschlußbericht)

Welche Auswirkungen haben diese Belastungen auf Umwelt und Menschen ?

Anwohner klagen seit nunmehr über 30 Jahren bei Deponiegerüchen ,die zeitweise mehr einem unkontrollierten Gasausbruch gleichen , über Atembeschwerden, Augentränen, Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen.

Bei einer epidemiologischen Studie der Universität Greifswald, die nur nach alleiniger Recherche BI zustande kam, wurde im Jahr 2006 untersucht, ob es eine Häufung von Krebsfällen bei den Mitarbeitern und den Anwohnern gekommen ist. Bei den Mitarbeitern wurde 2008 ein 80% erhöhtes Risiko festgestellt, an Krebs zu erkranken. Bei der Bevölkerung ist eine signifikanter Erhöhung (noch) nicht feststellbar, was auch kaum möglich sein wird, da bei einer so kleinen Population eine Häufung ohnehin kaum erkennbar wäre. Vielleicht ist das auch der Grund, warum solche Anlagen immer dort errichtet werden, wo nur wenige Menschen leben.

Betroffene können sich gerne an Prof. Hoffmann wenden. Es gibt auch unerkannte Fälle, gerade bei der Krebsentstehung wird nicht immer an das Krebsregister gemeldet, besonders wenn die Behandlung im benachbarten Lübeck erfolgt. Hier die Kontaktdaten:

Prof.Dr.med.W.Hoffmann, MPH

Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald Institut für Community Medicine

Abt. Versorgungsepidemiologie und Community Health

Ellerholzstraße 1-2

17487 Greifswald

durchgeführt.

Wir möchten darauf hinweisen, dass Prof. Hoffmann der ärztlichen Schweigepflicht unterliegt und selbstverständlichn alle Daten streng vertraulich behandelt werden. Die Informationen werden an niemanden weitergegeben. Die Kontaktaufnahme ist für das Ergebnis der Untersuchung sehr wichtig !

Der Kontakt kann per email:

wolfgang.hoffmann(at)uni-greifswald.de

per Telefon : 03834 867750

per  Fax: 03834 867752

oder selbstverständlich auch per Post an obige Adresse.

Wir warten nun auf die versprochenen Folgestudien sowie auf die Umsetzung des Gesundheitsmanagment für die Mitarbeiter, das mit der Universität Greifswald ausgearbeitet und umgesetzt werden sollte. Wir schreiben nun das Jahr 2012 und es  ist nach unserer Kenntnis weder eine weitere Folgestudie noch ein Gesundheitsmanagment umgesetzt worden.

Die BI setzt sich für eine umfassende toxikologische Studie ein, die die Umgebung der Deponie genau auf deponiebürtige Giftstoffe untersucht, um die Gefährdung der Anwohner endlich einmal richtig einschätzen zu können.

Wir wissen nicht, was noch passieren muss, damit endlich erkannt wird, dass die Bevölkerung genug Belastungen ertragen hat. Im Sinne der Umweltgerechtigkeit sollten auch andere einmal die Bürde der Abfallentsorgung tragen. Selmsdorf und Schönberg haben ihren solidarischen Beitrag geleistet !

Die Seite „Havarie“ wird redaktionell betreut von H.Uilderks

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