Abgesagte Asbestmülltransporte von Niedersachsen nach Mecklenburg-Vorpommern

SvD/ Mai 28, 2012/ Asbestmüll/ 0Kommentare

Abgesagte Asbestmülltransporte von Niedersachsen nach Mecklenburg-Vorpommern

von: Uwe Lembcke, Schönberg

22.05.2012

Endlich hat der Spuk ein Ende. Ob es sich jedoch dabei um ein glückliches Ende handelt, sei dahin gestellt. Geschäftsleute und Müllhändler in Niedersachsen und Bremen hatten die Absicht, 140 Tausend Tonnen gesundheitsgefährdenden Asbestgiftmüll in offener »Verpackung« zu uns nach Mecklenburg-Vorpommern zu transferieren. Möglich wurde dieses nur, weil es einer finanzstarken Lobby in Niedersachsen gemeinsam mit der örtlichen Verwaltung gelungen war, die gesetzlichen Bestimmungen für den Transport gefährlicher Güter aufzuweichen. Möglich wurde es aber auch, weil die Regierung von Mecklenburg-Vorpommern solchen unseriösen Geschäftemachern und Müllhändlern in Niedersachsen eine Giftmülldeponie zum Ablagern gefährlicher Abfälle vorhält. So hatte sich die Geschäftsleitung der landeseigenen Sondermülldeponie Ihlenberg an einer Ausschreibung beteiligt, an der sie auf Grund der fehlenden Rechtsgrundlage gar nicht hätte teilnehmen dürfen. Nur der Aufmerksamkeit der Bürgerinitiative »Stoppt die Deponie Schönberg« e.V. wurde dieser rechtslose Zustand der Öffentlichkeit bekannt. Nach mehreren Protestaktionen lenkte endlich die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommerns ein und verbot diese Transporte. Eigentlich könnte die BI mit diesem Ergebnis zufrieden sein, aber kaum war dieses Verbot ausgesprochen, da standen auch schon wieder Lkws mit italienischem Nummernschild vor den Toren der IAG. Ein anderes Mal waren es Laster aus Dänemark und dann wieder welche aus Holland. Der internationale Giftmülltourismus floriert ungebrochen. Viele dieser Abfälle aus dem In- und Ausland, die in Schönberg oder Selmsdorf angekarrt werden, nicht selten über 1000 Kilometer, werden hier, wo die Öffentlichkeit es nicht zu sehen bekommt, mit Erdmaterialien oder erdähnlichen Abfallmaterialien aus anderen Bereichen solange gemischt, gepanscht oder gestreckt , bis diese in die Deponieverordnung »passen«. Mit Wertschöpfung hat dieser Prozess wenig zu tun. Im Gegensatz zu den wirklichen Profiteuren dieses Giftmüllhandels verbleibt nur ein geringer Teil des Gewinns bei der landeseigenen IAG, welche sich immer noch als wichtiger Arbeitgeber in der Region darstellt und trügerisch sogar von sozialer Verantwortung redet. Vieles von diesen Parolen ist Verblendung, meint die Bürgerinitiative dazu. Es muss auch erlaubt sein, auf das wahre Gesicht solch eines, auf immensen Verschleiß natürlicher Ressourcen beruhenden Untuns am Ihlenberg hinzuweisen. Nur einige Fakten , die das belegen. Weniger als 22 Euro je Tonne hatte die IAG für den jetzt verbotenen Asbestmüll ausgehandelt, ein wahrhafter Discount –und Ausverkaufspreis. Es gibt weder eine durchgreifende Planung, noch fehlt es an einem klaren Blick in die Zukunft. Die Idee, den Müll in der Erde zu vergraben, stammt von unseren Urgroßvätern. Unter diesen Aspekten ist die Frage nach der rechtlichen Genehmigung zur Einrichtung und den Betrieb dieser gigantischen Altlast immer wieder von neuem zu stellen. Bis heute gibt es keine Plangenehmigung oder ein ähnliches Verfahren, an dem die umliegenden Gemeinden und deren Bürger beteiligt wurden. Die Urheber dieser Deponie sind nicht die Menschen im Land, sondern eine kleine handvoll egoistisch getriebener »Geldhaie« gewesen. Und weil diese Tatsachen anscheinend immer noch nicht in Schwerin angekommen sind, kann die anfangs erwähnte Entscheidung unserer Landesregierung auch nur eine halbherzige Angelegenheit sein. Wer »A« wie Asbestverbot sagt, sollte auch den Mut aufbringen und »B« wie Betriebsende sagen können.

Wir, die BI, sind der Auffassung, dass ein generelles umweltpolitisches Umdenken in Mecklenburg-Vorpommern längst überfällig ist. Riesige Windmühlenparks und unüberschaubare Monokultur-Maisplantagen, die den Weg in die Zukunft sichern sollen, dagegen der Betrieb einer gigantischen Giftmüllhalde, um die Vergangenheit am Leben zu erhalten. Dieses »kleinkarierte« Denken ist überholt. Stoppen Sie den Ausverkauf! Die Sondermülldeponie strapaziert unsere Umwelt in sinnlosester Weise, gefährdet die Gesundheit der Menschen, sie behindert die umliegenden Gemeinden in ihrer Entwicklung und letztendlich schadet sie dem Land Mecklenburg-Vorpommern.

Uwe Lembcke, Vorsitzender der Bürgerinitiative »Stoppt die Deponie Schönberg« e.V.

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